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abgebrochen wurden, als Oe streich sich entschieden auf die Seite der
Verbündeten stellte, und schon zog die große Hauptarmee unter dem
Fürsten Schwarzenberg aus Böhmen über die trennenden Berge
nach Sachsen hinein, um den heiligen Kampf im Verein mit den
Brüdern zum sieghaften Ende zu bringen. Und nun folgten die Sie-
gesnachrichten Schlag auf Schlag, und die dazwischen sich mengenden
Botschaften von einzelnen Verlusten und Niederlagen wurden immer
gleich wieder von neuem Siegesjubel überwogen. Blücher, der
deutsche Heldengreis, machte den Anfang mit seinem großen und
ruhmvollen Sieg an der Katzbach; die Generäle Oftermann und
Kleist von Nollendorf vernichteten die französische Heeresabtheilung
des Vandamme in der Ebene von Culm, wohin das böhmische
Heer sich nach der Schlacht bei Dresden wieder hatte zurückziehen
müssen. Bülow aber, mit der Beterschaar des theuren Vater Jä-
nicke hinter sich, schlug die gegen Berlin heranziehenden Marschälle
Oudinot und Ney erst bei Groß-Beeren, dann beidennewitz
mit der preußischen Landwehr so vollständig, daß dieser ganze Hee-
restheil fast aufgerieben wurde. Das geschah alles in den letzten Ta-
gen des August und Anfangs September. Es waren die Vorübun-
gen zu dem großen Kampf, der noch bevorftand gegen den Schlach-
tenmeister, den Napoleon selber. Der stand noch in Dresden und
versuchte es, während des September bald in Böhmen, bald in Schle-
sien einzudringen, bald rechts, bald links sich freie Bahn zu machen,
aber vergebens. Das Netz wurde fester und fester um ihn herumge-
zogen. Die drei Armeen, die bisher in Böhmen, Schlesien und nörd-
lich an der Elbe vertheilt gewesen waren, zogen jetzt von allen Seiten
heran, um sich bei Leipzig zu vereinigen. Blücher mit seinem schle-
sischen Heere stieß zur Nordarmee, suchte den zaudernden B er nadotte
mit sich fortzureißen, erzwang durch Aork's kühne Waffenthat bei
Wartenberg den Uebergang über die Elbe, und rückte dann von Nor-
den her, gleichwie Schwarzenberg von Süden her in die Ebene
von Leipzig. Auf diesen weitgestreckten Flächen, wo schon so manche
blutige Schlacht geschlagen war, sollte auch der große Entscheidungs-
kampf geschehen, da das in zwei feindliche Hälften zerspaltene Europa
einander gegenüber stand. Der Tag des Gerichts über den Verder-
der war endlich gekommen. Er fühlte seine Schläge schon im eignen
Herzen. Von Verzweiflung zum Trotz, von Hoffnungslosigkeit zum
Uebermuth hin und her schwankend, war er selbst seiner eignen Um-
gebung fürchterlich geworden. Nur mit finsterm Widerwillen oder
bangem Zweifel gehorchten ihm noch seine Generäle ; im ganzen Heere
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Extrahierte Personennamen: Schwarzenberg Bülow August Napoleon Schwarzenberg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Sachsen Dresden Berlin Dresden Schlesien Leipzig Wartenberg Leipzig Europa
(330 Xxv. §. 10. Deutschlands sittliche und politische Wiedergeburt
20. zog er unter dem Zujauchzen des wetterwendischen Volks, an der
Spitze der begeisterten Veteranen in Paris ein. Am 12. Juni zog
er mit einer Armee von 300,000 Mann wieder aus, nach Norden,
nach Belgien, um die dort noch lagernden Engländer unter Wel-
lington und die Preußen unter Blücher unversehens zu überfallen
und zu vernichten, und dann sich gegen die von allen Seiten wieder
heranziehenden Russen und Oestreicher mit ihren Verbündeten zu stür-
zen. Aber schon am 21. Juni kam er als elender Flüchtling aus
der großen Schlacht bei Waterloo und Belle-Alliance nach Paris zurück,
am 22. mußte er auf Begehren der französischen Kammern abermals seine
Abdankung unterzeichnen, und am 15."Juli überlieferte er sich als
Kriegsgefangener in die Hände der Engländer, die ihn nach St. He-
lena brachten. Das waren die berühmten 100 Tage, in denen Na.
poleon und ganz Frankreich der Welt den Beweis gaben, daß sie
durch die bisherigen Niederlagen noch bei Weitem nicht genug gezüch-
tigt, daß sie noch unverändert dieselben seien und zu bleiben gedäch-
ten wie früher. Napoleon ist denn freilich unschädlich gemacht, und
ist nach einer elenden siebenjährigen Gefangenschaft auf seiner einsa-
men Felseninsel 1821 zur Ruhe gegangen. Ob man sagen darf zur
Ruhe? Zwar mit dem Munde hat er in seinen letzten Tagen mehr-
mals den Glauben an Jesus Christus, den Gottessohn und Welter-
löser bekannt, aber ob auch mit den Herzen? Die Früchte, an denen
wir den Glauben erkennen sollten, fehlen gänzlich. — Frankreich
aber ist leider auch durch den zweiten Pariser Frieden keineswegs un-
schädlich gemacht. Zwar wurde es etwas ernster gestraft, namentlich an
Geld und durch mehrjährige Besatzung durch fremde Truppen. Aber
die Verkleinerung Frankreichs, die Einschränkung in die alte natür-
liche Grenze, die Zurücknahme der früher zu Italien, Spanien, Nie-
derlande, Schweiz und Deutschland gehörigen Provinzen erfolgte nicht,
auch sonst keine Maßregel zur Schwächung und Ueberwachung dieses
ohne Unterlaß siedenden und gährenden Meeres, dessen Wellen nichts
Anderes als Koth und Unflath ausschäumen. War es damals Gut-
müthigkeit oder gegenseitige Eifersucht, oder noch Schlimmeres, was
einen günstigem oder Heilsamern Friedensschluß verhinderte, — jetzt
hat man hinlängllch sich überzeugen können, daß das revolutionäre
unbußfertige Frankreich unter Bourbons und Orleans, als Re-
publik oder als Kaiserreich fort und fort die gefährlichste Pest, das
böse Princip für alle seine Nachbaren bleibt, und nach Beseitigung
des ersten sehr wohl im Stande ist, auch noch einen zweiten und drit-
ten Napoleon aus seinem Schooße zu erzeugen.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Jesus_Christus Koth Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Paris Belgien Paris Frankreich Frankreich Frankreichs Italien Spanien Deutschland Frankreich